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Tenorblockflöte in C

Wind instruments / Flutes / Recorder

Valiani

um 1500

vermutlich Italien/Europa

Inventory number :: 1134

Description :

1 Klappe, Fontanellecis1-Größe auf h. Nach den Stimmungsangaben bei S. Virdung (1511), M. Agricola (1528/45), S. Ganassi (1535) ist die ursprüngliche Stimmung als d1-Größe auf c1 anzunehmen. a1 = ca. 438 Hz. Kernspalt: gewölbt, sehr flach, vordere Breite = 19,5 mm. AS = 7,1 x 16,1 mm. Labium etwas nachgeschnitten, Lb = 1/6. Lh = 3/7 (ursprünglich, jetzt etwas weiter). 1 Doppelflügelklappe für h, um 1880/90 nicht stilgetreu ergänzt. Lagerkrampen evtl. original oder älteren Datums. Keine Anhaltspunkte für Niederhaltfeder, die für die Zeit um 1500 zu erwarten wäre. Wie es scheint, besaß das Instrument eine korpusarretierte Plattfeder. Lagerwulst erneuert. Bohrung wahrscheinlich mit Löffelbohrern ausgeführt, worauf charakteristische Spurringe hinzuweisen scheinen. Grifflöcher ausgestochen und zur Erleichterung des Greifens teilweise schräg gebohrt. Fontanellenkapsel und Fußring sind Ergänzungen aus Kirschbaumholz. Infolge der Reparatur ging ein Teil des Ankerzeichens verloren. Die Flöte gehört zu den ältesten erhaltenen Blockflöten der ars musica. Renaissanceform. Formgebung im engeren Sinne ohne Vergleich. Die stumpfe Schnabelform ist ein Ausläufer einer im 16. Jh. bereits überholten Entwicklungsstufe; sie bildet den Übergang von der schnabellosen zur eigentlichen Schnabelform der Blockflöte. Der ausgedrehte Ring im Bereich des Blockendes lebt noch das ganze 16. Jh. und teilweise darüber hinaus fort. Er findet sich z.B. an mehreren Flöten aus der Musikkammer des Marchese Obizzi (Wien, Kunsthistorische Sammlung, z.B. C 140, C 145/46, C 151). Im Verhältnis Grifflochweite zu Rohrquerschnitt handelt es sich um eine versetzte Spiegelmensur: die untere Grifflochtriade (0,26 0,27 0,27) ist Spiegelbild der oberen (0,26 0,26 0,25) + Festwert 0,01. Das Prinzip, die Grifflöcher nach unten größer werden zu lassen, war im 16. Jh. bis nach der Mitte des 17.Jh. weit verbreitet (z.B. bei den meisten Diskant- bis Tenor-Blockflöten der gegannten Obizzischen Musikkammer). J. C. Denner wandte es um 1680 noch an. In der Sammlung liegt dieses Prinzip bei 1112 und Rol 2403 vor. Die Lage der Grifflöcher ist durch die gleichen charakteristischen Verhältniszahlen bestimmt wie bei Rol 2403: Griffloch 1 liegt bei 1/3, Griffloch 3 bei 10/21, Griffloch 6 bei 5/7 der Kopulatorlänge. Wie man aus dem Röntgenbild schlussfolgern kann, wusste Valiani um den akustischen Zusammenhang zwischen Rohrverengerung nach Griffloch 5 und der Intonation der Überblastöne. Das Wissen darum ist offenbar schon in früheren Kulturen gereift (s.1105). Konus nach Griffloch 6 = 4/5. Cl. Rafis Blockflöte (Bachhaus Eisenach I 100) ist mit d rel. = 1/25, Lb = 1/6, Lh = 5/8 und der freien Analogmensur 0,31 0,30 0,26 0,34 0,31 0,29 mensurell anders disponiert. Sie ist hinsichtlich der dorsalen Anblasvorrichtung und dem fehlenden Schnabel gegenüber Valianis Flöte konservativ; aber andererseits finden sich bei Rafis Blockflöte bereits Ansätze zur umgekehrt konischen Bohrung. Beide Flöten vertreten jeweils einen eigenen Klangtyp. Valianis Blockflöte klingt weich und dunkel, vergleichbar dem gedackten Orgelklang, die Obertönigkeit ist sehr schwach. Rafis Flöte dagegen klingt schärfer und markanter. Die Blockflöte Valianis beweist, daß man am Ende des 15. Jh. den Blockflötenbau akustisch, technisch und geometrisch beherrschte, daß man das Prinzip der Spiegelmensurkannte und die Labiumbreite aus dem Rohrdurchmesset über den Kreisumfang ermitteln konnte. Wie es scheint, kannte man um 1500 bereits das Prinzip der Klangtypen und setzte die klangbestimmenden Faktoren wie Bohrungsweite, Höhe und Breite des Aufschnitts, Dicke des Luftblattes, Grifflochweite und ihre relative Tendenz zielstrebig an. Sehr gut gearbeitet, die Holzsubstanz sehr gut erhalten. Der Holzschwund beträgt für die Kopulatorlänge vermutlich 3 mm, für den Innendurchmesser 0,2 mm, so daß für diese Teile als ursprüngliche Maße 600 und 30 mm anzunehmen sind. An der Originalität der Flöte besteht kein Zweifel . A. Kraus datierte das Instrument in das 16. Jh., G.Kinsky in das 17. Jh.

Inscriptions :: Brandstempel des Herstellers: Deutung: "Valiani", oder auch "Vabani". Andere Lesarten wie "Vialiani", "Viabani" "Vabanc" sind prinzipiell möglich, aber wenig wahrscheinlich. Es handelt sich um eine fast reine gotische Textur. Zeichen 1: eindeutig "V". Zeichen 2: seitenverkehrtes "a" (wie es in der frühen Druckschrift bisweilen vorkommt), weniger wahrscheinlich als Ligatur "ia" zu lesen. Zeichen 3: Ligatur "lia" oder "ba". Der Querstrich über Zeichen 3 ist nahezu eindeutig ein Kürzel für "n". Zeichen 4: "i", weniger wahrscheinlich auch "c". Nach dem paläographischen Befund ist der Stempel - unter Annahme italienischer Provinienz - zwischen 1465 und 1490, spätestens um 1510 entstanden. Die Flöte dürfte somit in dieser Zeit oder etwas später gebaut worden sein. Werkstattzeichen (?): Anker, in Resten erhalten.

Transcriptions :: "vala~"

Measurements :: Länge: 668 mm

Literature references :

Herbert Heyde: Flöten. Musikinstrumenten-Museum der Karl-Marx-Universität Leipzig. Katalog, Bd. 1, Leipzig 1978, S. 45-47.
Georg Kinsky: Musikhistorisches Museum von Wilhelm Heyer in Cöln, Bd. 3: Blas- und Schlaginstrumente [unveröffentlichtes Manuskript, ca. 1912], S. 19.

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